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Rosenkranz und Güldenstern
Komödie
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Euro Video
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Rosenkranz und Güldenstern haben den Blues. Da heulen sogar die Hunde -- zumindest im Vorspann. Und das ganz zu Recht! Niemand beachtet die beiden Randfiguren in der Geschichte um den melancholischen Prinzen Hamlet von Dänemark, die völlig ahnungslos durch die Handlung taumeln. Eine Seelenverwandtschaft zu Jim Jarmuschs "Dead Man" liegt nahe. So reiten die beiden Edelleute zu Beginn des Films durch die Karstlandschaft Jugoslawiens, die nicht zuletzt bereits den "Winnetou"-Filmen als Kulisse diente. Der ganze Film ist ein einziger philosophischer Diskurs, der sich im Wesentlichen um den Tod dreht. Rosenkranz und Güldenstern sind willenlose Spielbälle, den Mächten des Schicksals wahllos ausgeliefert. Rosenkranz und Güldenstern werden an den Hof Dänemarks gerufen. Dort sollen sie im Auftrag des neuen Königs Claudius den rätselhaften Zustand ihres Freundes Hamlet ergründen. Doch die Handlung schreitet voran, ohne dass die beiden einen Einfluss darauf haben. Güldenstern (Tim Roth) will für alles eine Erklärung haben, aber es gibt keine. Auf die Frage, warum sie da sind, was durchaus auch als Frage nach ihrem Lebenszweck zu verstehen ist, gibt Rosenkranz (Gary Oldman) die Antwort, dass nach ihnen geschickt wurde. Aus eigenem Antrieb scheinen sie keiner Handlung fähig zu sein. Güldenstern sagt selbst, dass sie nur Zuschauer sind. Sie greifen nicht bewusst in die Handlung ein, sondern irren planlos durch Schloss Helsingör. Ihr Weg scheint vom Schicksal bzw. vom Schicksal spielenden Autor vorgezeichnet. So stolpern sie in das Geschehen und verschulden u.a. Polonius' Tod. Sie stehen neben sich, beobachten und werden beobachtet. Die Frage, die sie sich gegenseitig immer wieder stellen, bringt es treffend auf den Punkt: "Wer bist du?" Sogar untereinander verwechseln sie ihre Identität. Güldenstern wirft Rosenkranz vor, dass er nie etwas Originäres beisteuere. Dieser entgegnet bezeichnend, dass er nur eine unterstützende Nebenrolle spiele. Dabei analysieren sie als Einzige treffend Hamlets Zustand und die Gründe dafür, aber sie verstehen nichts. Noch nicht einmal, als die Theatertruppe um Richard Dreyfuss den Bediensteten den ganzen "Hamlet" als Pantomime vorspielt, deren Schlussgag der Tod von Rosenkranz und Güldenstern bildet. Dreyfuss fragt die beiden sogar, ob sie das Stück kennen, aber sie verstehen weder die Anspielung auf ihr eigenes Schicksal noch auf den größeren Zusammenhang. Während sie mit Hamlet nach England reisen, fragen sie sich wiederholt, ob sie schon tot sind. Es scheint, als würden sie nur darauf warten. Ihre Zeit läuft ab. Am Ende beschließen die Schauspieler die Szenerie und verladen die Requisiten, sodass die Frage bleibt, ob am Ende alles nur ein Spiel war. Stoppards Inszenierung, die auf seinem gleichnamigen Theatererfolg basiert und bislang seine einzige Regiearbeit darstellt, ist äußert theatralisch, fast wie ein Kammerspiel angelegt und absurdes Theater im besten Beckett'schen Sinne. Stoppard, der auch die Drehbücher zu "Brazil" und Spielbergs "Das Reich der Sonne" schrieb, wurde für ein weiteres Projekt über den Barden aus Stratford, "Shakespeare in Love", mit dem Oscar ausgezeichnet. Tim Roth und Gary Oldman, die 1990 wie ihre Figuren noch kleine Räder im großen Filmgetriebe waren, liefern eine hervorragende Leistung ab, die nicht zuletzt ausschlagend für den Genuss dieses herrlichen Filmvergnügens ist. "--Birgit Schwenger"
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